Forschung

Ewige Nacht, Stille. Nur das Tropfen von Wasser ist zu hören. Von der Ferne sieht man mehrere Lichtkegel näher kommen. Sie stammen von Forschern, die Hunderte Meter unter der Erdoberfläche auf der Suche nach verborgenen Höhlenräume immer tiefer in die Innenwelt des Berges vordringen.

Was heute nur mehr mit starken Teleskopen oder Unterseebooten möglich ist, nämlich Neuland zu entdecken, ist unter der Erde in Höhlen deutlich einfacher. Noch schöner, wenn es sich dabei um eine einzigartige Tropfsteinhöhle mit Säulen, Orgeln und Sinterbecken handelt.

Von den über 15.000 in Österreich dokumentierten Höhlen liegen alleine mehr als 200 Stück im Gemeindegebiet von Ebensee. Eine davon ist auch die längste Höhle der Europäischen Union mit einer vermessenen Länge von über 147km, das Schönberg-Höhlensystem im Toten Gebirge.

 

Die Erforschung der Gassel-Tropfsteinhöhle

Die Forschungsgeschichte der Höhle beginnt 1918, wobei vor allem in den 1920er und 1980er Jahren wichtige Entdeckungen gemacht wurden.

2007 begann die bisher erfolgreichste Phase an Neuforschungen, bei der die bisher bekannte Länge der Höhle mehr als verdreifacht wurde und Höhlenteile, die zu den tropfsteinreichsten Mitteleuropas zählen, entdeckt wurden. 2009 gelang der Durchstieg in die bislang tagfernsten Höhlenteile, welche in unmittelbarer Nähe der Gasselniedernhöhle liegen,

aber keine Verbindung zu dieser aufwiesen.

2011 wurde nach der Erkletterung eines 30m hohen Schlotes die sogenannte Faultier-Störung, eine 150m tiefe und

150m lange Kluft, entdeckt, welche die nördlichen Teile der Höhle durchschneidet. Die Fortsetzungen dieser großflächigen, vermutlich nicht mit der Bildung anderer Höhlenteile zusammenhängenden Störung werden seit Anfang 2012 intensiv beforscht. Ein Übersichtsplan der Gasselhöhle ist online verfügbar und als PDF-Datei downloadbar.

 

Die Forschergruppe des Ebenseer Höhlenvereins

Die Forscher befahren, vermessen und kartieren Höhlen in der Nähe des Vereinssitzes. Die Ergebnisse werden in Fachjournalen und anderen höhlenkundlichen Zeitschriften publiziert, sowie in Vorträgen präsentiert. Zudem werden wissenschaftliche Institutionen wie Universitäten bei der Durchführung von Forschungsaufträgen unterstützt. Die Daten

über die neue entdeckten Höhlen werden im Kataster des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich

gesammelt und archiviert. Der Schwerpunkt lag in den vergangenen Jahren durch die jüngsten Neuentdeckungen vor

allem auf der Gasselhöhle. Weiters wird im Höllengebirge und im Toten Gebirge Höhlenforschung betrieben.

 

Höhlenrettungsgruppe

Neben der Forschungstätigkeit sind die Mehrzahl der Höhlengeher auch Mitglied der Österreichischen Höhlenrettung. Der Vereinssitz ist zugleich auch Einsatzstelle der Höhlenrettung. Derzeit umfasst die Einsatzstelle Ebensee ca. 15 Personen, darunter mehrheitlich Schachtretter.

 

Was heißt „Speläologie"?

Die Höhlenkunde (Speläologie) als Wissenschaft von den natürlichen Höhlenräumen ist am Schnittpunkt mehrerer Grundwissenschaften entstanden und beschäftigt sich mit unterirdischen Karst-Hohlformen. Dadurch ergibt sich auch die enge Verbindung zwischen Karst- und Höhlenkunde. Als synthetische Wissenschaft verknüpft die Höhlenkunde auf inhaltlicher und methodischer Ebene Disziplinen wie Geologie, Geomorphologie, Hydrologie/Gewässerkunde, Botanik/Forstwirtschaft, Klimatologie, Paläontologie/Zoologie, Urgeschichte und Ethnologie/Volkskunde.

 

Wer arbeitet mit?
Die praktische Arbeit vor Ort – in einer der bisher 15.000 dokumentierten österreichischen Höhlen – wird von einer bunten Mischung aus Fachwissenschaftlern und wissenschaftlichen Laien geleistet, die gemeinsam bisher bekannte und unbekannte Höhlen begehen und mittels wissenschaftlicher Methoden dokumentieren, Proben entnehmen, diese auswerten und analysieren. Den organisatorisch-institutionellen Rahmen und wissenschaftliche Basis für die Höhlenforschung in Österreich bildet der Verband Österreichischer Höhlenforscher und die Karst- und höhlenkundliche Arbeitsgruppe (vormals Abteilung) am Naturhistorischen Museum in Wien.

 

Was erfährt man wissenschaftlich in Höhlen?

In den vergangenen Jahren lag der wissenschaftliche Mehrwert der Höhlenforschung in Österreich vor allem im

Bereich der Paläoklimaforschung, Karstwasserschutz und Biospeläologie. Durch die Analyse von in Tropfsteinen eingelagerten Sauerstoffisotopen sind Rückschlüsse auf Temperaturkurven bis 500.000 v. Chr., der technischen Datierungsgrenze, möglich. In den vergangenen Jahren wurde hierzu etwa die Beprobung von

Tropfsteinen aus den neu entdeckten Teilen der Gasselhöhle zur Rekonstruktion des holozänen Klimawandels im Alpenraum durchgeführt. Die Analyse von Wasserproben aus den neu entdeckten Höhlenteilen lassen Rückschlüsse auf den Einfluss von Bakterien auf den Tropfsteinbildungsprozess zu – ein Faktor, der bisher nicht beachtet wurde.

 

Was hat die Gesellschaft von der Höhlenforschung?

Gesellschaftlichen Mehrwert generiert die Höhlenforschung durch ihr Engagement für den Natur- und Denkmalschutz sowie der Erhaltung der traditionellen Lebenswelt des Alpenraums. Dies zeigt sich nicht nur durch die Mitarbeit des Verbands Österreichischer Höhlenforscher in Umweltschutzverbänden (Umweltdachverband, Alpen-Schutzkonvention, VAVÖ usw.), sondern auch durch Führung eines Höhlenkatasters, durch Säuberungsaktionen in Höhlen, die als Mülldeponie genutzt werden, und durch eine intensive Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt, dem prähistorische Funde und laufend Berichte über den Zustand naturgeschützter Objekte in Höhlen gemeldet werden.

Durch den Erhalt von ca. 30 Schauhöhlenbetrieben (jährlich ca. 400.000 Besucher), drei alpinen Schutzhütten und zahlreichen Wanderwegen leistet die Höhlenforschung in Österreich einen wichtigen Beitrag zur Volksbildung und stellt einen Erholungsraum für die urbane Bevölkerung zur Verfügung. Die in zumeist ökonomisch strukturschwachen Regionen des Alpenraums gelegenen Schauhöhlenbetriebe bilden einen wichtigen Beitrag für die Instandhaltung der touristischen Infrastruktur der Karstlandschaften Österreichs und bieten ein willkommenes Identifikations- und Betätigungsfeld für die lokale Bevölkerung.

 

 

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© Verein für Höhlenkunde Ebensee

Redaktion: Johannes Mattes, 2011-18

2019, B. Engert

Verein für Höhlenkunde Ebensee

Der Verein für Höhlenkunde Ebensee ist ein unpolitischer, auf fachwissenschaftlicher Grundlage aufgebauter, gemeinnütziger und nicht gewinnorientierter Verein. Mit rund 350 Mitgliedern ist er der zweitgrößte höhlenkundliche Verein Österreichs.

Der Verein wurde 1933 als Trägerorganisation für die Schauhöhle gegründet und betreut seitdem die Gassel-Tropfsteinhöhle, die dazugehörende Schutzhütte und den Shuttlebus.

Weiters beschäftigt sich der Verein mit der Erkundung, Vermessung und Dokumentation von Höhlen und deren wissenschaftlicher Erforschung in Zusammenarbeit mit Fachinstitutionen.

 


Kontaktdetails und Impressum

Obmann: Dr. Dietmar Kuffner

Reindlmühl 48, 4814 Neukirchen

0680-1127544 (Information und Reservierung)

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